Nur gesundes Arbeiten ist produktives Arbeiten. Deshalb ist Ergonomie am Arbeitsplatz ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Typische Beschwerden wie Rücken-, Kopf- und Nackenschmerzen sowie Sehstörungen und andere Erkrankungen können nämlich durch ergonomisches Arbeiten vermieden werden. Zur ergonomischen Gestaltung des Arbeitsplatzes geben wir Ihnen einige Tipps, damit Sie das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeiter steigern können.
- Körpergerechtes Arbeiten: Eine Einführung in die Definition und Bedeutung von Ergonomie
- Präventiver Arbeitsschutz: Ergonomie-Richtlinien schützen Arbeitnehmer vor Krankheiten
- Ergonomie am Arbeitsplatz: Unsere Checkliste
- Rückenschmerzen vermeiden durch das richtige Sitzen und den passenden Bürostuhl
- Ergonomischer Schreibtisch: Worauf geachtet werden sollte
- Empfehlungen für einen ergonomischen Bildschirmarbeitsplatz
- Maus und Tastatur richtig einsetzen, um Schmerzen zu vermeiden
- Arbeitsräume: Flächenbedarf und Bewegungsfreiheit für ein gesundes Arbeitsumfeld
- Raumtemperatur am Arbeitsplatz: Wichtige Maßnahmen bei Hitze und Kälte
- Worauf bei der Beleuchtung zu achten ist
- Richtlinien und Maßnahmen zur Lärmminderung
- Büroatmosphäre beeinflusst Mitarbeiterproduktivität und -wohlbefinden
- Fazit: Wohlbefinden und Leistung steigern durch richtige Ausstattung und Atmosphäre
Körpergerechtes Arbeiten: Eine Einführung in die Definition und Bedeutung von Ergonomie
Arbeit belastet den Körper. Das gilt unabhängig davon, ob wir schwere oder leichte Arbeit verrichten. Deshalb ist für alle Arbeitnehmer Ergonomie ein wichtiges Stichwort. Der Begriff leitet sich von griech. „ergon“ (Arbeit, Werk) und „nomos“ (Gesetz, Regel) ab und bezeichnet die Anpassung der menschlichen Arbeit. Ziel ist dabei, optimale Arbeitsbedingungen zu schaffen, damit die geistige und körperliche Gesundheit des Arbeitnehmers gefördert wird. Dazu gehören natürlich Möbel, Lichtverhältnisse und technische Geräte. Aber auch Arbeitsinhalte, -umfeld und -organisation gehören zu den Faktoren, die bei der Ergonomie am Arbeitsplatz beachtet werden sollten.
Präventiver Arbeitsschutz: Ergonomie-Richtlinien schützen Arbeitnehmer vor Krankheiten
Weil die Arbeit Körper und Geist belastet, kann sie uns im schlimmsten Fall krank machen. Deshalb gibt es zahlreiche ergonomische Richtlinien, die einzuhalten sind. Dazu gehören das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV), und, nicht zu vergessen, die Bildschirmarbeitsverordnung (BildscharbV). Diese ist mittlerweile in die Arbeitsstättenverordnung integriert.
Dass ein präventiver Arbeitsschutz eine hohe Priorität haben sollte, zeigen Schätzungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA): Im Jahr 2019 wurden bundesweit 712,2 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage genommen, was zu einem volkswirtschaftlichen Produktionsausfall von ca. 88 Milliarden Euro führte¹. Um zumindest die Krankheitstage zu minimieren, die durch nicht-ergonomisches Arbeiten entstanden sind, sollten die Arbeitsplatzverhältnisse optimiert werden.
Ergonomie am Arbeitsplatz: Unsere Checkliste
Damit Sie das Wohlbefinden der Mitarbeiter steigern können, haben wir eine Checkliste mit 9 Tipps erstellt, die Ihnen dabei hilft, den Arbeitsplatz ergonomischer zu gestalten. Dazu gehören die Wahl des richtigen Schreibtisches, Bürostuhls, des Bildschirms, der Maus und Tastatur, und Faktoren, die die Atmosphäre beeinflussen. So können Sie sicherstellen, dass Ihre Mitarbeiter in einer gesunden und produktiven Umgebung arbeiten können.
Rückenschmerzen vermeiden durch das richtige Sitzen und den passenden Bürostuhl
Falsches Sitzen kann auf Dauer starke Rückenschmerzen verursachen. Nicht umsonst heißt es lautdem Bestsellerautor Dr. Kelly Starlett und der Bloggerin Juliett Starlett: „Sitzen ist das neue Rauchen“. Ein guter Bürostuhl und die richtige Haltung können dem jedoch vorbeugen.
Das richtige Sitzen: Das Becken sollte leicht nach vorn gekippt und die Schultern nach hinten gerollt sein. Die Beine sollten fest auf dem Boden aufliegen und die Knie im 90° Winkel gestreckt sein. Dabei dürfen die Kniekehlen nicht auf der Sitzfläche aufliegen, damit die Blutzirkulation nicht abgeschnitten wird. All dies trägt dazu bei, die Wirbelsäule und das Herz zu entlasten.
Der richtige Bürostuhl: Ein ergonomischer Stuhl muss die beschriebene gesunde Haltung unterstützen. Deshalb sollte er viele Anpassungsmöglichkeiten bieten, damit Höhe, Sitzflächentiefe und Armlehnen individuell an den Körper angepasst werden können. Bei der Rückenlehne ist eine Lordosenstütze empfehlenswert. Sie unterstützt die natürliche Wölbung der Lendenwirbelsäule und kann sie deshalb besonders gut entlasten.
Ergonomischer Schreibtisch: Worauf geachtet werden sollte
Ein weiterer Faktor, der die Ergonomie am Arbeitsplatz beeinflusst, ist der Schreibtisch.
Fläche: Sie sollte mindestens 80x160 cm betragen, damit es genug Platz für Ablagen, Geräte und Lampen gibt. Denn zu wenig Arbeitsfläche kann schnell beklemmend wirken. Solche negativen Gefühle können die Leistung stark beeinflussen.
Höhe: Statische Schreibtischmodelle müssen laut Gesetzgeber mindestens eine Höhe von 72 cm aufweisen. Diese Anforderung fördert die Beinfreiheit, die Möglichkeit aufrecht sitzen und die Arme im 90° Winkel abstützen zu können. Am besten ist jedoch ein höhenverstellbarer Schreibtisch, der individuell an den Körper angepasst werden kann. Er bietet zudem die Möglichkeit, als Stehschreibtisch verwendet werden zu können. Am gesündesten ist nämlich gar nicht zu sitzen - Stehen entlastet den Rücken und die Blutzirkulation wird nicht abgeschnitten.
Empfehlungen für einen ergonomischen Bildschirmarbeitsplatz
Die Arbeit am Bildschirm belastet besonders Augen und Nacken. Ein guter Bildschirm ist deshalb fester Bestandteil eines ergonomischen Arbeitsplatzes.
Der richtige Umgang: Um den Nacken zu entlasten, sollte die Bildschirmoberkante maximal auf Augenhöhe eingestellt sein. Eine leichte Kopfneigung nach unten ist am besten. Für die Augen ist ein Abstand von 45 bis 70 cm am gesündesten. Idealerweise sollte man jedoch regelmäßig vom Bildschirm wegschauen. Nützlich dafür ist die 20-20-20 Regel: Alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf etwas schauen was mindestens 20 Fuß (ca. 6 m) entfernt ist.
Ergonomische Bildschirme: Ein guter Bildschirm reduziert den Stress auf die Augen. Deshalb sollte er eine ausreichende Auflösung und Größe haben. Empfohlen für die Größe werden dafür mindestens 22". Eine matte, entspiegelte Bildschirmoberfläche sorgt dafür, dass es keine Blendungen gibt. Auch die Lichtfarbe sollte anpassbar sein, da warmes Licht Kopfschmerzen verhindern kann. Um die natürliche Haltung des Nackens zu unterstützen, sollte die Höhe und im besten Fall sogar die Neigung verstellbar sein.
Maus und Tastatur richtig einsetzen, um Schmerzen zu vermeiden
Unergonomisches Arbeiten mit Maus und Tastatur kann schmerzhafte Folgen haben: Mausarm und Karpaltunnelsyndrom sind zwei der am meisten verbreiteten Beschwerden von Menschen, die mit Computern arbeiten. Deshalb gibt es ergonomisch designte Tastaturen und Mäuse, die dem entgegenwirken können.
Die Maus-Wahl: Eine ergonomische Maus unterstützt die natürliche Haltung des Handgelenks. Deshalb werden sie speziell dafür entwickelt, die Griffhaltung der Hand nachzuahmen. Neben herkömmlichen Mäusen gibt es deshalb Vertikalmäuse, die durch ihr spezielles Design den Druck auf Handgelenk und Finger reduzieren. Eine weitere Möglichkeit das Handgelenk zu schonen sind Mauspads mit einer Handauflage aus Silikon.
Schmerzfrei Tippen: Ergonomische Tastaturen sind in der Mitte geteilt und klappen auseinander. Der Sinn besteht darin, eine gesunde Haltung des Arms und des Handgelenks zu fördern. Mit einem integrierten Aufsteller kann auch der Winkel individuell eingestellt werden, damit die Handgelenke entspannt und gerade sind.
Arbeitsräume: Flächenbedarf und Bewegungsfreiheit für ein gesundes Arbeitsumfeld
Ein Gefühl von Beklemmung kann schnell zum Stressauslöser werden. Arbeitsräume dürfen deshalb nicht zu eng sein und müssen Bewegungsfreiheit gewährleisten. Türen, müssen ebenfalls problemlos geöffnet und geschlossen werden können. Das ist wichtig für den Menschen.
Fläche der Arbeitsplätze: Jeder Raum, der als Arbeitsplatz verwendet wird, muss mindestens eine Grundfläche von 8 m² betragen. Für jeden weiteren Arbeitsplatz kommen 6m² Fläche hinzu.
Fläche des Bildschirmarbeitsplatzes: Für einen Bildschirmarbeitsplatz muss die Fläche mindestens 1m² betragen. Hinzu kommt eine Bewegungsfläche von 1,5 m², die sich nicht mit Flächen für Verkehrswege oder Sicherheitsabständen überschneiden darf.
Verkehrswege: Weil Verkehrswege auch Fluchtwege, sind müssen diese zwischen 87,5 cm und 2,4m breit sein. Abstände zu Fenstern und Heizkörperregelern müssen zusätzlich 50 cm betragen.
Raumtemperatur am Arbeitsplatz: Wichtige Maßnahmen bei Hitze und Kälte
Die Temperatur ist ungemein wichtig für den Körper. Die richtige Temperatur kann die Leistung fördern, die falsche verursacht das genaue Gegenteil. Wenn Wert auf Ergonomie am Arbeitsplatz gelegt wird, sollte man deswegen auf Klimatisierung achten. Die ideale Raumtemperatur beträgt 20°C - 22°C, bei einer Luftfeuchtigkeit von 40% - 60%. Dabei können Mitarbeiter die größte Leistung erzielen.
Bei brütender Hitze: Bei über 26°C ist der Arbeitgeber dazu verpflichtet, für Abkühlung zu sorgen. Bei 30°C müssen weitere Maßnahmen getroffen werden. Erst bei 35°C am Arbeitsplatz muss die Arbeit eingestellt werden. Genau definiert sind diese Maßnahmen nicht. Schnelle Abhilfe bei Hitze schaffen Getränke und Ventilatoren. Auch Verdunklung der Räume, wie Jalousien und Vorhänge, sind sehr hilfreich.
Bei klirrender Kälte: In den kalten Jahreszeiten muss für Wärme gesorgt werden. Die vorgeschriebene Raumtemperatur hängt dabei von der Schwere der Arbeit ab. Bei leichter Arbeit, beispielsweise im Büro, muss die Temperatur mindestens 20°C betragen, bei mittelschwerer Arbeit, beispielsweise im Handwerk, sind mindestens 17°C vorgeschrieben. Bei schwerer Arbeit, also Bau- oder Forstarbeit, sind mindestens 12°C annehmbar.
Worauf bei der Beleuchtung zu achten ist
Egal ob es zu hell oder zu dunkel ist, bei schlechter Büro-Beleuchtung kneifen wir automatisch unsere Augen zusammen. Auf Dauer strapaziert das den Augenmuskel und kann zu häufigen Kopfschmerzen führen. Ergonomisches Arbeiten wird deshalb auch durch den Lichteinfall bestimmt.
Lichtstärke: Der Gesetzgeber gibt vor, dass am Arbeitsplatz eine Helligkeit von mindestens 500 bis 1500 Lux herrschen muss. Helligkeit am oberen Ende der Skala wird als besonders konzentrationsfördernd empfunden. Je mehr also Präzision erwartet wird, desto heller sollte das Licht sein.
Lichttemperatur: Die ideale Farbtemperatur für ergonomisches Arbeiten liegt bei 5300K. Dies ist ein neutralweißes Licht, das das natürliche Tageslicht nachahmt und die Augen nicht belastet. Natürliches Tageslicht ist jedoch am besten für die Leistungsförderung.
Weitere Tipps: Minderwertige und kaputte Lampen beginnen schnell zu flimmern. Das ist extrem belastend für die Augen und sollte so schnell wie möglich behoben werden. Genauso strapazieren Blendungen die Augen, weshalb auf glänzende Oberflächen verzichtet werden sollte.
Richtlinien und Maßnahmen zur Lärmminderung
Ergonomisches Arbeiten ist in einer sehr lauten Umgebung unmöglich. Bereits 50 dB, was in etwa der Lautstärke eines Druckers oder einer normalen Unterhaltung entspricht, kann die Konzentration stören und negative Gefühle wie Ärger oder Anspannung hervorrufen.
Richtlinien: Die ArbStättV sieht vor, dass im Büro ein Pegel von etwa 55 dB nicht überschritten werden darf. Die Empfehlung für ein kleines Büro ist dabei nur 35 dB, was Blätterrascheln oder dem Summen eines Zimmerventilators entspricht. Der maximale Pegel für ein Großraumbüro ist schon bei 45 dB erreicht, was leichtem Regen oder einem leisen Gespräch entspricht.
Maßnahmen: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Lärm zu reduzieren. Laute Geräte wie Drucker, Kopierer oder Papierschredder können beispielsweise in einem gesonderten Raum platziert werden. Decken und Wände können mit schallabsorbierenden Oberflächen versehen werden. Auch Kommunikationsregeln können helfen, den Pegel zu reduzieren. Ablenkende Gespräche können beispielsweise in Rückzugsräume verlagert werden.
Büroatmosphäre beeinflusst Mitarbeiterproduktivität und -wohlbefinden
Die Atmosphäre im Büro kann einen erheblichen Einfluss auf die Produktivität und das Wohlbefinden der Mitarbeiter haben. Deshalb sollte ein offenes und freundliches Arbeitsumfeld geschaffen werden.
Raumatmosphäre: Ein warmes, geschmackvoll eingerichtetes Büro ist ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Hier gilt: je näher an der Natur, desto besser. Dunkle Böden und helle Wände lassen Räume offen wirken. Farben wie Blau und Grün wirken beruhigend und können die Konzentration steigern. Zimmerpflanzen helfen nicht nur dabei, den Raum freundlicher zu gestalten, sondern verbessern auch die Luftqualität. Auch sollte es den Mitarbeitern erlaubt sein, ihren Arbeitsplatz mit persönlichen Gegenständen wie Fotos und Souvenirs zu dekorieren. Dies kann Ihnen helfen, sich zu Hause zu fühlen und den Stress zu reduzieren.
Soziale Atmosphäre: Dass sich Mitarbeiter wohl und respektiert fühlen, ist einer der wichtigsten Faktoren. Dies kann durch die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls entstehen. Events wie regelmäßige Teamaktivitäten oder gemeinsame Pausen können dazu beitragen, die Kommunikation und Zusammenarbeit zu fördern.
Fazit: Wohlbefinden und Leistung steigern durch richtige Ausstattung und Atmosphäre
Ergonomie am Arbeitsplatz ist ein facettenreiches Thema. Viele Faktoren spielen eine wichtige Rolle, um einerseits das Wohlbefinden und damit auch die Leistung der Mitarbeiter zu steigern, aber auch gesundheitliche Beschwerden zu verhindern. Dazu gehört die richtige Auswahl an Möbeln, Geräten und Zubehör, deren Design idealerweise ergonomisches Arbeiten unterstützt. Aber auch atmosphärische Faktoren wie verfügbarer Platz, Temperatur, Beleuchtung und Lautstärke sind entscheidend für einen ergonomischen Arbeitsplatz.
Wir stehen Ihnen für eine individuelle Beratung im Bereich des ergonomischen Arbeitens zur Verfügung. Sie können uns gerne kontaktieren!
¹ Volkswirtschaftliche Kosten durch Arbeitsunfähigkeit 2019
Bilder: Jeanette Dietl, Pixel-Shot, Stock-Asso, Hassel Stock